Meine digitale Sakralorgel

 

     

 

  

Anmerkung zu den Bildern: Die meisten Bilder können durch "Rechtsklick" > "Grafik anzeigen"

größer angezeigt werden, um Details besser erkennen zu können.

  

 

Diese Orgel des niederländischen Orgelbauers JOHANNUS® ist im Juni 2019 ins Haus gekommen.

Sie ist aus dem Jahr 1997, also schon mehr als 25 Jahre alt,

und hat schon ein bewegtes Vorleben hinter sich, denn laut Vorbesitzer

stand sie ursprünglich in einer Neuapostolischen Kirche in Osteuropa.

Wie ich bei anderen Besitzern ähnlicher Modelle las, können diese Orgeln sehr lange durchhalten.

 

Die "Sweelinck"-Serie (benannt nach einem niederländischen Komponisten)

war seinerzeit wegen ihres für die damalige Zeit sehr guten Klanges sehr beliebt.

Inzwischen gibt es Nachfolgeserien, und die Sampling-Technik hat sich deutlich verbessert,

aber einige Organisten lieben immer noch diese alten Orgeln.

 

Da ich kein "richtiger" Organist bin, sondern nur ein mäßig begabter Heimmusikus,

reicht diese Orgel für mich vollkommen aus, kann aber auch besser spielende Besucher zufrieden stellen.

 

 

Im obigen Bild erkennt man wohl, dass das Echtholzfurnier der Orgelkonsole an einigen Stellen

beschädigt ist und dass die Bank farblich nicht ganz zur Orgelkonsole passt;

sie wurde wohl mal ausgetauscht und hat auch schon deutliche Abnutzungsspuren,

so dass sowohl an der Orgelkonsole als auch an der Bank eine Oberflächen-Renovierung fällig wäre.

(Der im Bild sichtbare Notenhalter - er steht inzwischen gerade - stammt von einer

BÖHM®-MD-Orgel, denn der originale Halter war zerbrochen und auseinander gefallen.

Für größere Notenblätter muss man halt ein breites Brett auflegen.)

 

Im Folgenden zeige ich einige Details sowie Veränderungen, die ich nach dem Kauf vorgenommen habe

und gewähre den Interessierten einige Einblicke auf die Elektronik-Komponenten.

 

 

Die Tasten bieten dem Spieler deutlichen Widerstand (mehr als bei elektronischen Keyboards oder Heimorgeln).

Das Obermanual ist leicht nach vorn geneigt.

 

Die Registerschalter machen einen hochwertigen Eindruck, sind (dimmbar!) beleuchtet, leichtgängig

und machen immer einen aufgeräumten Eindruck, da die Wippen immer in Grundstellung stehen.

 

Dieses Modell verfügt über einen Speicher für 8 x 8 = 64 frei programmierbare Setzerkombinationen,

6 feste Kombinationen (PP / P / MF / F / FF / T) sowie Manual-Bass, Cantus Firmus,

Zungenabsteller, 2 Tremulanten, Chorus, Transposer und verschiedene Stimmungen.

 

Nicht so weit verbreitet bei Orgeln dieser Größe ist ein Crescendo-Schweller, hier

ganz rechts, der die Register in 20 programmierbaren Stufen hoch bzw. herunter schaltet.

 

 

 

Pedale gab es zu dieser Orgel in unterschiedlichen Ausführungen, hier ist es die parallel-konkave Version.

Vorbildlich gelöst ist der "Anschluss" des Pedals an die Orgelkonsole - es gibt nämlich keinen (zumindest kein Kabel)!

Wie man im obigen Bild sieht, befinden sich an den Enden der Tasten eingelassene, runde Magneten,

die auf Reed-Kontakte hinter der Fußverkleidung der Konsole wirken.

Man muss das Pedal also nur an die Orgel schieben und der Kontakt ist hergestellt.

 

 

 

Als ich die Orgel kaufte, war sie nur noch über Kopfhörer spielbar, da im Vorbesitz alle internen Lautsprecher

durch unfachmännische Manipulationen abgetrennt und so stark beschädigt worden waren,

dass sie nicht mehr verwendet werden konnten.

 

 

Ich habe also alle Chassis entfernt und verschrottet.

 

 

Nun stand ich vor der Entscheidung, an den vorgesehenen Stellen wieder neue Lautsprecher einzubauen

oder aber eine andere Lösung zu suchen. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden

und nur noch einen neuen Basslautsprecher eingebaut und die übrigen 5 (Breitband-)Lautsprecher

durch 5 kleine, externe (Passiv-)Boxen ersetzt, um die Klangabstrahlung räumlich zu erweitern.

 

 

    

 

Um die externen Lautsprecher anschließen zu können, habe ich in der rechten Seitenwand

eine Öffnung geschaffen, die internen Kabel der ehemaligen Breitbandlautsprecher verlängert

und dorthin verlegt und an ein selbst angefertigtes Buchsenfeld angeschlossen.

 

 

 

Es ist zwar nicht möglich, mit einer elektronischen Orgel in einem Wohnzimmer

den Klang eines Kirchenraumes nachzuahmen, aber die über die Wand

verteilten Lautsprecher erzeugen ein breiteres, differenzierteres Klangbild

als die serienmäßigen Lautsprecher, die auf die Beine des Organisten "blasen".

Man hört jetzt, wie die Pfeifen der unterschiedlichen Register auf die Kanäle verteilt sind,

und auch die "C-/Cis-Teilung" ist zu hören.

 

 

Über den Wandspiegel können im Raum anwesende Besucher auch vom Sofa aus das Fingerspiel beobachten,

und wenn zwei Musiker an zwei Instrumenten zusammen spielen, können sie Blickkontakt halten.

Gleichzeit dient der Rahmen des Spiegels als Halter für eine LED-Lichtleiste zur Notenbeleuchtung.

 

 

Die Fußraumbeleuchtung habe ich erneuert, in dem ich die beiden alten 15-Watt-Glühbirnen in den Ecken

durch einen durchgehenden LED-Lichtstreifen ersetzt habe (dessen Netzteil ist

innerhalb des Gehäuses an eines der früheren Leuchtenkabel angeschlossen).

 

 

Verwendung der JOHANNUS®-Konsole mit PC und

"Hauptwerk"-Software für virtuelle Instrumente

 

Nachdem ich meine große Eigenbau-Theaterorgel-Konsole "Big White" für den Verkauf abgerüstet habe,

wollte ich versuchen, ob sich die JOHANNUS®-Orgel auch zur Steuerung virtueller Instrumente eignet,

denn sie ist trotz ihres Alters bereits MIDI-fähig (Manuale und Pedal).

 

Da mein bisheriger "Hauptwerk"-PC der großen Konsole nicht mehr funktionsfähig war,

stand mir nur ein älterer, ungenutzter Notebook-PC zur Verfügung, um den Test zu machen.

Die Software "Hauptwerk" (Milan Audio, USA) erfordert eigentlich einen PC der Spitzenklasse

mit sehr schnellem Prozessor und sehr viel RAM-Speicher sowie großer, schneller SSD.

Eine Neuanschaffung eines solchen PC kam für mich nicht infrage, weil ich nur sporadisch

mit virtuellen Instrumenten experimentiere und das auch immer noch mit der seinerzeit kostenlosen

Test-Version von "Hauptwerk" Version 4 und einigen kleinen, kostenlosen Sample-Sets.

 

Der Notebook-PC, der vorhandene TouchScreen-Monitor, eine PC-Tastatur und ein Touch-Pad

sowie das STEINBERG® USB-MIDI-Audio-Interface sind auf einem Ständer angeordnet,

den ich dafür angeschafft und erweitert bzw. abgewandelt habe. Dieser PC-Ständer

steht links neben der Orgel, und der TouchScreen kann von der Orgelbank aus bedient werden.

 

Orgel-Computertisch - 7571.JPG

 

Der Ausgang des Audio-Interface ist in meiner Konfiguration mit dem Audio-Eingang der Orgel verbunden,

und die Tonwiedergabe erfolgt über das in der Orgel vorhandene Verstärker-, Hall- und Lautsprecher-System,

ohne externe Geräte anschließen zu müssen (was natürlich möglich und qualitativ besser wäre).

 

Mein Test hat ergeben, dass es möglich ist, "Hauptwerk" mit kleineren virtuellen Instrumenten

auch mit einem relativ wenig leistungsfähigen Notebook-PC zu nutzen. Mir genügt es.

 

 

Nun für die Technik-Interessierten hier einige Bilder aus dem Inneren der Orgel:

 

Das war die frühere Pedalbeleuchtung - primitiver geht's kaum.

 

Blick ins Gehäuse nach Abnahme der Rückwand.

 

 

 

 

 

Schaltnetzteil (an der Seitenwand) für die Versorgung der Bus-Platine

 

 

Die Haupt-Prozessor-Platine.

 

Beispiel eines der Stimmen-Chips.

 

  

 

Relais-Platine mit den Lautsprecheranschlüssen (je eine Kabelfarbe für jeden der 6 Kanäle).

 

Jeder Audio-Kanal hat seinen eigenen Endverstärker.

 

Auf jeder Endverstärkerplatine gibt es 5 Trimmpotis zum Abgleich der Lautstärke und des Klanges.

 

 

 

Leider gut versteckt weit unten hinter der Rückwand (!): die Buchsen für die MIDI-Anschlüsse,

der Umschalter für die Lautsprecher (intern / beide / extern) und Lautsprecherbuchsen.

Falls man den AUX-IN- und die MIDI-Anschlüsse nutzen und trotz montierter Rückwand

zugänglich halten möchte, müsste eine Öffnung in die Rückwand geschnitten werden.

Ich werde wohl ein Line- und zwei MIDI-Kabel nach außen legen, an die ich bei Bedarf andere Komponenten

anschließen kann oder auf Montage der Rückwand ganz verzichten, da die Konsole an der Wand steht.

 

 

Für Diejenigen, die evtl. mal eine solche Orgel transportieren müssen,

hier noch (unverbindlich) die Maße (in cm):

 

 

Das Gewicht der kpl. Orgel soll ca. 130 kg betragen.

 

 

Hier geht's zur JOHANNUS®-Homepage.

   

  

(dies ist zum Spam-Schutz kein direkter Link; bitte eintippen)

  

    

 

    

  

  

Idee und Umsetzung (©): Thomas W. H. Koppermann ("twhk"), 23881 Bälau, Deutschland