Thomas Koppermann präsentiert:

 

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(zuletzt geändert: 20.02.2023)

 



Ein Blick hinter die Kulissen der WELTE®-Funkorgel

im Studio 1 des NDR® (Norddeutscher Rundfunk) in Hamburg
 

Hinweis: Die meisten Bilder lassen sich per [Rechtsklick > Grafik anzeigen] vergrößert darstellen.

 


 

Das ist es, was man - außer dem Spieltisch - normalerweise von der Funkorgel sehen kann.

(Schweller-Jalousien vor der oberen Orgelkammer, der "Hauptorgel")

 

2007 konnte ich die WELTE® Funkorgel des NDR® auch mal "hinter den Kulissen" besichtigen.

Herr Lamke, ehemaliger Musiker im NDR®, der die Orgel bisher stets sehr sorgsam betreut hat,

führte eine kleine Gruppe von Vereinsmitgliedern der "Freunde der WELTE®-Funkorgel Hamburg e. V."

sehr informativ durch die beiden engen und mit Technik vollgestopften Orgelkammern.
Meine folgenden Fotos sollen einen kleinen Eindruck davon vermitteln, wie es hinter den Jalousieblenden aussieht.

 

Damit eine Orgel arbeiten kann, braucht sie zunächst mal viel "Wind" (so nennt der Orgelbauer die Luft für die Pfeifen usw.).

Das Gebläse, mit dem der Wind erzeugt wird, befindet sich in einem separaten Raum hinter den Orgelkammern,

damit das Laufgeräusch nicht im Studiosaal zu hören ist.

 

     "Freunde der WELTE®-Funkorgel Hamburg e. V."

Links: Damit der Wind immer mit gleichmäßigem Druck vorhanden ist,

wird er in einem großen, druckausgleichenden Magazin-Balg zwischengespeichert.

(Dieser befindet sich hinter der unteren Orgelkammer beim Gebläse.)

Die richtige Menge an Gewichten auf der oberen Balgplatte sorgt für den erforderlichen Winddruck in der Anlage.

(Im Gegensatz zu Kirchenorgeln arbeiten Kino-/Theaterorgeln mit recht hohem Druck.)

 

Rechts: Weitere drei große Ausgleichsbälge befinden sich im hinteren Bereich der oberen Orgelkammer;

der hier sichtbare mittlere Balg ist für die Prinzipale / Flöten der Hauptorgel "zuständig"
(auf den oberen Balgplatten liegen auch hier Gewichte, mit denen der gewünschte Winddruck erreicht wird).

 

"Freunde der WELTE®-Funkorgel Hamburg e. V."     "Freunde der WELTE®-Funkorgel Hamburg e. V."

Auch heute findet man in der Orgel noch immer die Original-Technik aus der Zeit ihres Aufbaus.

Im rechten und im unteren Bild sieht man von unten auf die Unterseiten der in die Windladen eingebauten,

elektrischen Tonventilmagnete mit den zu kleinen Spiralen geformten Anschlussdrähten.

 

"Freunde der WELTE®-Funkorgel Hamburg e. V."

 

"Freunde der WELTE®-Funkorgel Hamburg e. V."     

Zahlreiche Register ("Ranks") mit Holz- oder Metallpfeifen

- hier Bordunhorn ("Flaut major") u. Prinzipal (in der Hauptorgel) - sorgen für eine unglaubliche Klangfülle.

 

    

Da gibt es die relativ kleinen, aber kräftig klingenden Zungenstimmen - Trompete, Cor anglais und Kinura (Soloorgel) - ...

 

    

... und die bis zu raumhohen Holz- und Metallpfeifen - hier Prinzipal, Flöten und Streicher (Hauptorgel).

 

Und wo die Raumhöhe für die tiefsten Töne nicht ausreicht, sind die Pfeifen

unter der Decke abgewinkelt, um die notwendige Länge unterzubringen.

 

Dies sind die Mixturpfeifen der Hauptorgel, die bei Theater-/Kinoorgeln sonst eher unüblich sind

(in Mixtur-Registern erklingen pro Ton immer mehrere Pfeifen zugleich, sie stehen hier hintereinander).

 

    

Hier sieht man die Röhrenglocken der Hauptorgel mit den zugehörigen Schlägeln.

Die Röhren sind so aufgehängt, dass sie frei schwingen können.

Wie man rechts unten an der Bälgchen und an der Holzmechanik erkennt,

werden die Glockenschlägel nach Eintreffen des elektrischen Impulses pneumatisch ausgelöst.

 

    

Das linke Bild zeigt die vertikal montierte Marimba der Soloorgel.

Auch dieses Instrument wird elektropneumatisch angesteuert (am oberen Schlägelende sind die Bälge sichtbar).

Rechts: die Rückseite der Marimba mit den unterschiedlich langen Resonanzröhren.

 

Das Schlagwerk der Hauptorgel (obere Kammer) umfasst kleine Perkussionsinstrumente wie Kastagnetten (ganz links),

Tambourin mit Schellenring (halblinks), Holzblock (Mitte), kleine Trommeln (Mitte/rechts) und Schlittenschellen (ganz rechts).

 

    

Auch in der Soloorgel (untere Kammer) gibt es ein Schlagwerk

(im rechten Bild sieht man unten die Ventilmagneten, die den Wind zu den Bälgchen freigeben).

 

Da man die Lautstärke von Orgelpfeifen beim Spielen nicht verändern kann (sie klingen immer gleich laut),

bedient man sich im Orgelbau sogenannter Schwellwerke, die die Orgelkammer zum Publikum hin abgrenzen.

Die Lautstärkeeinstellung für die jeweilige Orgelkammer geschieht über vertikale Jalousien,

deren Lamellen nacheinander einzeln (!) pneumatisch geöffnet bzw. geschlossen werden,

wenn der Organist die Tritte der Fußschweller betätigt (das Bild zeigt einige der Jalousiebälge).

 

    

Zum Abschluss noch ein Blick auf die Multiplex-Technik, die für Kino-/Theaterorgeln typisch ist.

Auf elektropneumatische Weise wird eine Art Matrix gebildet, die es ermöglicht, fast

jeden Ton jedes "Ranks" als Registerauszug auf jedem Manual bzw. dem Pedal spielbar zu machen,

was die Anzahl der notwendigen Pfeifen gegenüber Kirchenorgeln drastisch reduziert.

 

Zum Vergleich: Bei Kirchenorgeln ist jedes Pfeifenregister einem bestimmten "Werk" und damit einer bestimmten Tastatur zugeordnet

(z. B. Hauptwerk, Brustwerk, Oberwerk, Rückpositiv, Pedalwerk usw.) und kann nur durch "Koppeln" anderweitig zugeordnet werden.

 


  

Detaillierte technische und historische Informationen sowie viele weitere Bilder

zur WELTE®-Rundfunkorgel des NDR® finden Sie auf den Internet-Seiten

www.Rundfunkorgel-Hamburg.de .

  


 

     
 


 

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