Thomas W. H. Koppermann präsentiert:
(zuletzt geändert:
17.05.2022)
Die Konsole / der Spieltisch
- Herkunft, Umbau und Gestaltung,
Holz- und Malerarbeiten -
(Hinweis: Fast alle kleinen Bilder lassen sich durch "Rechtsklick" > "Grafik anzeigen" vergrößern!)
Da ich für meine Orgel keinen komplett neuen Spieltisch bauen wollte, habe ich als Ausgangsmaterial das Gehäuse einer alten,
entkernten, analogen Elektronik-Orgel benutzt, deren Oberteil an die beliebte "Hufeisenform" der Theaterorgeln angenähert ist.
Über das Internet fand ich ein interessantes Angebot, eine FARFISA®-Vollorgel, Typ "8050 Regina",
die zwei 61-Tasten-Manuale, eine integrierte Rollabdeckung, ein geschweiftes 32-Tasten-Vollpedal
(mit weißen und schwarzen Tastenbelägen) und eine passende, breite Sitzbank bot:
Wie man im Laufe meiner Baubeschreibung erfährt, blieb von der bisherigen Orgel nicht viel erhalten:
Nur das Holzgehäuse, das Pedal und die Bank haben überlebt - das Gehäuse mit deutlichen mit Veränderungen.
Alles andere (die kpl. Elektronik, die beiden Manuale, die Registerschalter und sonstigen Bedienelemente samt Blenden
sowie die Rotor-Lautsprecher-Einheit) wurde inzwischen "entsorgt" und ging z. T. in die Hände anderer Bastler.
Anstelle der bisherigen Registerschalter wird sich später ein drittes Manual befinden;
neue, beleuchtete Registertaster werden in Pulten links und rechts neben den Manualen untergebracht.
Die Gehäuseausführung (dunkelbraunes Holz) sollte nicht so bleiben, denn, wie schon an anderer Stelle erwähnt,
will ich das Aussehen meiner Orgel in Richtung "Theaterorgel" gestalten und dafür werde ich das biedere Gehäuse
ein wenig "aufmotzen". Außerdem passt das dunkle Holz nicht gut zu meiner Wohnungseinrichtung.
Meine Farbe der Wahl ist weiß, wie bei vielen Theaterorgeln, und ein gewisser "Theaterorgel-Style-Look"
lässt sich mit diversen vergoldeten Verzierungen, goldmessingfarbenen Metallteilen usw. erzielen.
Vor der optischen Verschönerung mussten erst mal die groben Arbeiten erledigt werden, die ich nachstehend beschreibe.
Dort, wo sich früher der Rotor-Lautsprecher befand, habe ich eine recht große, rechteckige Öffnung in der Frontplatte
angelegt, um dort Rack-Schienen und Elektronik-Komponenten ("19-Zoll-Geräte") montieren zu können:
Im Bild ist zu erkennen, dass ich seinerzeit den Fußschweller ausgebaut und die Öffnung verschlossen habe.
Dies geschah vor dem Hintergrund, dass meine ursprüngliche Planung ja von einer Pfeifenorgel ausging,
für die ich keinen Fußschweller gebraucht hätte, da ich nicht über ein Schwellwerk verfügt hätte.
Nach meiner Entscheidung, nun eine rein virtuelle "Computerorgel" zu bauen, musste ich wieder Fußschweller einbauen, und zwar gleich mehrere.
Die Tastatur-Bodenplatte des Gehäuseoberteils habe ich ober- und unterseitig mit je einer Holzplatte belegt,
um unterschiedliche Höhen auszugleichen und vorhandene Öffnungen zu verschließen.
Um den hufeisenförmigen Ausschnitt nach hinten/oben zu verlagern und damit Platz für ein drittes Manual zu schaffen,
habe ich die Spieltisch-Oberseite (Deckel) hinten in der Tiefe um ca. 10 cm verkürzt und in der Endlageum ca. 4 cm angehoben und insgesamt um die nun "fehlenden" 10 cm nach hinten verschoben.
Diesem Umbau musste leider die integrierte Rollabdeckung zum Opfer fallen; der Spieltisch wird also nicht mehr verschließbar sein.
Um die Spieltisch-Oberseite (Deckel) bei Bedarf aufklappen zu können, um den Zugang zur Elektrik zu ermöglichen,
habe ich sie mittels Scharnieren am hinteren Querholm befestigt.
Um eine bessere Haftung der Neulackierung zu erreichen, habe ich die alten Holzoberflächen angeschliffen.
Da ich alle Arbeiten mitten im Wohnraum machen musste, war eine wirkungsvolle Staubabsaugung besonders wichtig.
(Die im obigen Bild sichtbare, helle Holzplatte verdeckt die seitliche Lautsprecheröffnung des ehemaligen Rotor-Lautsprechers.)
Für die Seitenwangen habe ich bogenförmige Aufsätze angefertigt, die zwei Zwecken dienen:
Sie verdecken die Ränder der jetzt nach oben überstehende Deckelfläche und geben der Orgel denstilistischen "Theaterorgel-Touch" (das Gehäuse war bisher einfach zu geradlinig, schlicht und "modern").
Die gebogene Oberkante der Aufsatzteile habe ich dann noch mit etwas breiteren Streifen ausHartfaserplatte abgedeckt, um überstehende Ränder zu erhalten, die goldfarbig abgesetzt werden können.
Mit den montierten Bogen-Aufsätzen sieht das Ganze dann schon etwas "historischer" aus:
Die Holz-Aufsatzteile habe ich aus Leimholzplatten angefertigt, wobei ich je zwei Platten aufeinander geleimt habe,
um die nötige Dicke von ca. 35 mm zu erhalten. Mit den Bogenformen musste ich ein wenig experimentieren,
bis ich einen optisch ansprechenden und praktikablen Radius gefunden hatte. Die fertig ausgesägten und geschliffenenBogenaufsätze habe ich dann sowohl mit Leim als auch mit langen Schrauben auf den Gehäusewangen montiert.
Das Aufleimen der ca. 4 cm breiten Abdeckstreifen aus Hartfaserplatte war wegen der engen Radien der Bögen und
der Richtungswechsel etwas diffizil. Im Normalfall würden die dünnen Streifen bei den hier vorkommenden Radien brechen.
Ich habe die Hartfaserstreifen daher vor der Montage einige Zeit in heißem Wasser eingeweicht, wodurch sie sehr geschmeidigund biegsam wurden. Nach kurzem Abtrocknen habe ich sie sofort auf die beleimte Oberkante aufgelegt und mit Breitkopfnägeln fixiert.
Nach einem Tag waren die Streifen durchgetrocknet und behielten ihre Form; der Leim hatte abgebunden, so dass nun Nacharbeiten möglich waren.
Die nächsten Arbeiten waren etwas zeitraubend: Ich habe diverse Verzierungen aus Profilleisten
und Ornamenten angebracht, um insbesondere die schlichten Seitenflächen optisch aufzulockern:
Die linke und die rechte Gehäuseseite sind unterschiedlich gestaltet,
da anfangs rechts noch ein Lautsprecher vorhanden ist und daher das ehemalige Gitter bleiben musste.
Die profilierten Zierleisten sind aus dem Baumarkt (man kann dafür aber auch alte Bilderrahmen zerlegen),
die Holzornamente aus formgepresstem MDF-Holz bekommt man in gut sortierten Bastelgeschäften oder übers Internet.
Nach dem ersten Lackieren mit weißer Vorstreichfarbe bekommt man schon einen Eindruck vom späteren Aussehen;
der Unterschied zum ursprünglichen Elektronik-Orgel-Gehäuse ist gewaltig, die alte Orgel ist kaum wiederzuerkennen!
Die Zierleisten und Ornamente habe ich nach dem endgültigen, zweimaligen Lackieren des Gehäuses mit weißem Seidenmattlack noch goldfarbig abgesetzt.
Da dies eine sehr zeitaufwändige und fummelige Arbeit ist, habe ich es später anders gemacht:
Es ist einfacher, die Zierornamente zunächst wegzulassen und zuerst alle Flächen endfertig anzustreichen.
Die Zierornamente werden am besten im unverarbeiteten Zustand goldfarbig lackiert und erst dann aufgeklebt.
Man sollte die Goldfarbe allerdings nicht auf die rohen MDF-Ornamente auftragen, da das Material relativ saugfähig ist und - auch bei mehrfachem Auftragen - eine raue Oberfläche zurückbleibt und der der Glanz fehlt.
Eine weiße Grundierung der Zierornamente ist also dringend zu empfehlen (z. B. mit Vorstreichfarbe).
Auch der Ausschnitt für die Rack-Elektronik hat einen Rahmen aus Profilleisten bekommen (hier aus weißem Kunststoff).
Die im obigen Bild sichtbaren Geräte wurde später wieder ausgebaut und zwei davon deutlich bedienungsfreundlicher in das Oberteil eingebaut.
Im Fach befindet sich nun nur noch der "neue" Verstärker, den ich aus BÖHM®-Orgel-Altteilen gebaut habe.
Die ungenutzte Öffnung im oberen Bereich hatte ich als Reservefach mit einer passenden Blende verschlossen):
Auch innen habe ich das Gehäuse weiß lackiert; das wirkt einheitlicher und ist heller bei Arbeiten in Inneren,
und Staub setzt sich auf der glatten Fläche nicht so fest wie auf dem rauen Holzuntergrund.
Den Rahmen um die Rack-Geräte habe ich ebenfalls vergoldet, so sticht er nicht so sehr ins Auge und passt besser zu den übrige Zierleisten.
Nachdem ich alle Zierelemente und Zierleisten mit Goldlack beschichtet und zusätzliche Metallelemente eingesetzt habe,
bietet sich nun ein Anblick, der wirklich zu einer Theaterorgel passt.
Es war viel Arbeit, Staub und Gestank bis zu diesem Zustand, aber das Ergebnis zeigt,
dass sich der Aufwand gelohnt hat! (Und trotzdem erklingt ja noch lange kein Ton!):
Die im obigen Bild sichtbaren Keyboards waren nur ein Provisorium,
später habe ich die schwarzen Gehäuse entfernt und nur die Tastaturen verwendet.
Wie weiter oben schon erwähnt, sieht die rechte Seite wegen des verbliebenen Lautsprechergitters
etwas anders aus, aber man sieht ja nie beide Seiten gleichzeitig.
Und hier der Vergleich "alt" gegen "neu" (rechts noch ohne das Pedal):
© Idee und Umsetzung: Thomas W. H. Koppermann, 23881 Bälau (Deutschland)